Freudenberg-Initiative lädt zum zweiten Netzwerktreffen ein
Der Vater erkrankt an Demenz. Einer älteren Frau reicht die Rente nicht. Ein Kind kommt täglich hungrig in die Schule. Situationen wie diese, kennen alle bürgerschaftlich Engagierten. Sie haben eines gemeinsam: Sie haben nicht weggesehen, sondern etwas getan. Nicht für Geld, nicht für ihren eigenen Nutzen, sondern aus Überzeugung. Um Erfahrungen auszutauschen, Gleichgesinnte kennenzulernen und neue Projekte anzustoßen trafen sich gestern bei der Freudenberg Gruppe zum zweiten Netzwerktreffen 80 Teilnehmer von rund 30 ehrenamtlichen Projekten.
Anlass ist die neunte bundesweite Aktionswoche des Bundesnetzwerks des bürgerschaftlichen Engagements, die die Arbeit der mehr als 23 Millionen freiwillig Engagierten würdigt. Organisiert wurde das Treffen von der Freudenberg-Initiative „Wir tun was…“. Diese unterstützt gezielt Menschen, die sich in der Region und am Standort Weinheim in ihrem Umfeld für Toleranz, Nächstenliebe und Gemeinsinn einsetzen.
Zum Auftakt der Veranstaltung sprach Professor Gisela Jakob, Erziehungs- und Sozialwissenschaftlerin an der Hochschule Darmstadt und Mitarbeiterin in der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ des Deutschen Bundestags, über neue Entwicklungen im Ehrenamt. „36 Prozent der deutschen Bevölkerung sind ehrenamtlich engagiert“, so Jakob. Eine Herausforderung für das bürgerschaftliche Engagement seien die Veränderungen im Bildungssystem wie die Ausweitung der Schulzeiten. Dies gehe auf Kosten des Engagements von Jugendlichen. Demografische Veränderungen und Nachwuchsmangel in vielen Vereinen könne durch die Öffnung für neue Zielgruppen, wie insbesondere Menschen mit Migrationserfahrung, begegnet werden. Zugleich müssten neue Modelle von Leitungstätigkeiten mit klaren Aufgaben und Teamarbeit entwickelt werden.
Auch die Anforderungen der Arbeitswelt würden das ehrenamtliche Engagement beeinflussen, so Jakob weiter. Ausdehnung von Arbeitszeiten und Mobilität würden eine regelmäßige Tätigkeit erschweren. Insgesamt würden sich in allen Altersgruppen weniger Frauen als Männer engagieren. In den Leitungsfunktionen seien Frauen noch seltener vertreten. Gründe dafür sieht Jakob in der schwierigen Vereinbarkeit von Familienaufgaben und Ehrenamt. Ein Trend aus den USA, den sie sehr kritisch sehe, sei die zunehmende Monetarisierung des Engagements. Dies sei eine ambivalente Entwicklung, die die Grenzen zwischen Engagement und Erwerbsarbeit verwische.
Demenzpaten bieten Hilfe vor Ort
Ehrenamtliche von 30 Projekten, Institutionen und Vereinen kamen und nutzten die Plattform unter dem Dach von Freudenberg zum Austausch. Mit dabei war auch Dieter Gerstner, Vorstand des Fördervereins Alzheimer. Zurzeit sind 1,4 Millionen Menschen in Deutschland an Demenz erkrankt, bis zum Jahr 2050 wird die Zahl auf 4,5 Millionen geschätzt. Um Betroffenen und Angehörigen in Weinheim und Umgebung Hilfe und Unterstützung zu bieten, werden seit September Demenzpaten ausgebildet. Sie sollen Ansprechpartner in ihrem Stadtteil sein, Netzwerke knüpfen und Kontakte zu Fachstellen und Organisationen vermitteln. „Ziel ist es, vor Ort fachkundige Hilfe zu bieten“, so Gerstner. „Für alle Paten ist ihr Amt Ehrensache.“
Ebenfalls gestern vor Ort war Freudenberg-Mitarbeiterin Petra Doering. Sie ist Vorsitzende des Vereins „Wir DABEI“, der Brücken zwischen Menschen mit und ohne Behinderung bauen möchte. Als ihr Sohn Simon, der mit Down Syndrom geboren wurde, eingeschult werden sollte, gab es Probleme. Petra Doering begann zu kämpfen, sie wollte ihrem Sohn einen Platz in der Grundschule am Ort, mit seinen Freunden und der notwendigen Unterstützung ermöglichen. Heute besucht Simon eine Regelschule, seine Sensibilität für andere trägt in der Klasse zu einer guten Atmosphäre bei. „Schulen und Lehrern fehlen oft noch wichtige Informationen, um besonderen Kindern eine Teilnahme am Unterricht zu ermöglichen“, so Doering. „Dabei können Schüler mit und ohne Behinderungen so viel voneinander lernen.“ Wenn sie erzählt, ist zu spüren, dass die Integration von Kindern mit Handicap ihr am Herzen liegt. Petra Doering ist an diesem Abend eine der letzten Teilnehmerinnen des Netzwerktreffens, die den Pavillon verlassen. Eine von 23 Millionen Menschen in Deutschland, für die ihr Amt Ehrensache ist.
Freudenberg honoriert gesellschaftliches Engagement
Die 2005 gegründete Initiative „Wir tun was …“ unterstützt gezielt Menschen, die sich in ihrem Umfeld mit viel Engagement und Ideenreichtum für Toleranz, Nächstenliebe und Gemeinsinn einsetzen. Die Unternehmensgruppe stellt jährlich 20.000 Euro für die Förderung sozialer Projekte in Weinheim und der Region zur Verfügung.
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